In einer 2,51 Meter hohen und 80 Zentimeter breiten Telefonzelle bereitet Gabriele Contente im Hampstead Heath Mortadella und Focaccia für die Passanten zu: Schüler, die von der Schule kommen, Büroangestellte in der Mittagspause, Pendler, die an der nahe gelegenen Bushaltestelle auf den Bus warten. Dutzende von Leuten sind in den ersten Wochen vor Pinkadella stehen geblieben, ein Name, der sich aus der Kombination von rosa und della von Mortadella zusammensetzt. Die Londoner, die schon immer exzentrischer galten als der Rest der Welt, sind fasziniert vom originellem Auftreten des jungen Römers. Gekleidet wie ein Wurstwarenhersteller aus einer anderen Zeit, mit Krawatte und Hut, immer in rosa. Und dann noch der köstliche Duft, der aus der Telefonzelle strömt.
Römisches Restaurant des Grossvaters
Ich lebe seit drei Jahren in London und hatte schon immer die Idee, ein Unternehmen im Bereich der Gastronomie zu eröffnen, erklärt der 30-Jährige. Hauptberuflich komponiert er Musik, und er ist gerade aus den USA in die englische Hauptstadt gezogen, um hier sein Glück zu suchen. Das Kochen wurde in seiner Familie immer mit Leidenschaft betrieben. Sein Grossvater hatte Restaurants in Rom, seine Mutter und sein Bruder sind Köche. Da London historisch gesehen in der Kulinarik stets offen für Neues war, warum also nicht den Sprung wagen?
Die berühmte rote Telefonzelle, diese zeitlose Ikone der englischen Popkultur, wird dank Smartphone nicht mehr gebraucht. Die Stadt vermietet sie an Interessenten für 300 Pfund pro Monat, etwa 360 Euro, zuzüglich der Kosten für Genehmigungen und Strom. Mit Pinkdella hat nun eine weitere Telefonzelle eine neue Bestimmung gefunden. Die Mortadella kommt aus Italien, die Focaccia liefert jeden Morgen eine nahe gelegene Bäckerei, die von Italienern und Engländern betrieben wird. Für die Vegetarier und Veganer gibt es die Foccacia wahlweise mit Tomatenpesto oder Pesto Genovese, sonnengetrockneten Tomaten, Pfeffersauce und Burrata belegt.
Pinkadella eines Tages auch in Rom
Ich habe erst vor ein paar Tagen eröffnet und bin immer noch dabei, diese neue Business zu verstehen. Obwohl alles auf ein paar Kubikmetern Platz untergebracht ist, gibt es viel zu tun, meint Gabriele: Mein Bruder Gianni hat mir geholfen, den Namen zu finden, damit er für die Engländer gut klingt; ursprünglich hatte ich mich für 'Li mortazza' entschieden, nach dem römischen Ausruf 'li mortacci', aber ich gebe zu, dass ich denjenigen, die mich fragten, was das bedeutet, zu viel Erklärunen musste. Meine Freundin Chiara hat das Logo entworfen und meine Freundin Magdalena hilft mir bei den sozialen Medien.
Der Zuspruch für Pinkadella ist in den ersten Tagen schon enorm. So träumt Gabriele bereits vom nächsten Schritt, Pinkadella eines Tages nach Rom zu bringen. Selbstverständlich auch in einer rote Telefonzelle. Das könnte in der Heimat der weissen Pizza und der Mortazza, dem berühmten römischen Sandwich, den entscheidenden Unterschied ausmachen. Zunächst muss jedoch London erobert werden: dafür braucht es nicht mehr ale eine 2,51 Meter hohe und 80 Zentimeter breite Telefonzelle.