Der Berg war ihr Schicksal, könnte eine kitschige Überschrift lauten, und doch passt sie zu Eleonora Orlandis Leben. Schon in Windeln war sie auf der trentiner Schutzhütte Chiesa Damiano. Mutter Nora leitete 20 Jahre lang die Hütte und nahm ihre Tochter in den Sommermonaten mit. Die Hütte war mein Zuhause, die Schützengräben des Ersten Weltkriegs Wir liegen an der alten Grenze zwischen Italien und Österreich-Ungarn mein Spielplatz. Ich hatte Spaß daran, von Tisch zu Tisch zu gehen oder so zu tun, als wäre ich ein Polizist, um den Verkehr der Wanderer zu regeln, erinnert sich Elonara.
Papa Elio, ein erfahrener Bergsteiger, der in Patagonien einige Erstbesteigungen druchführte, nahm sie früh auf Bergtouren in den heimischen Bergen der Brenta-Dolomiten mit. Ihre Schule waren die Berge, hier hat sie Snowboarden und Klettern gelernt. Später liess sie sich zu Bergführerin ausbilden. Am Tag ihres 25ten Geburtstags bekam sie einen Anruf von der Trentiner Sektion des italienischen Alpenvereins. Eine freundlicher älterer Herr teilte ihr mit, dass sie den Zuschlag für die Leitung der Chiesa Damiano erhalten habe.
Doch eine Schutzhütte zu leiten bedeutet nicht nur zu kochen, sich ums Personal zu kümmern sondern 12-14 Stunden am Tag für die Wanderer da zu sein. Meine Bestimmung, sagt sie, war hier, auf dem Monte Altissimo". Der höchste Gipfel des Trentiner Teils der Baldo-Kette. Die spektakulären Zinnen der Dolomiten findet man hier zwar nicht vor, doch säumen schier endlose Wiesen die Steilhänge. Die Einheimischen nennen deshalb den Monte Altissimo den Garten Italiens. Von den 2.078 Metern des Gipfels aus überblickt man den Gardasee von Norden nach Süden. Und es gibt Leute, die schwören, dass sie nach einem dieser Gewitter, die jeden noch so kleinen Nebelfetzen vom Himmel fegen, sogar die Lagune von Venedig gesehen haben.