Im Centro storico von Rom entkommt man Ihnen kaum. Alle paar Meter wird man von meist jungen Männern angehauen: Hello! Hola! Hallo! Where are you from? Die jungen Herrschaften mit der Masche nennt man buttadentro, wörtlich Reinschmeissier. Der buttadentro ist das Gegenstuck zum etablierteren Rausschmeifier, dem buttafuori.
Die Reinschmeifier sollen für mittelmässige bis unterdurchschnittliche Restaurants mit rot-weiss-karierten Tischdecken Kunden anlocken, um die man sonst eher einen weiten Bogen machen würde. Auch Bars stellen buttadentri an, wenn es Zeit für das Aperocena wird. Den Römern geht das Angequatsche dermassen auf die Nerven, in ihrer eigenen Stadt für Touristen gehalten zu werden, dass sie auch mal richtig unwirsch reagieren.
An der Piazzo Navonna stehen die buttadentri auf beiden Seiten des Platzes bewaffnet mit Speisekarten. Man entkommt ihnen nur, wenn man die Piazza am Brunnen entlang durchschreitet. Das Phänomen hat sich rasch ausgebreitet und ist in allen touristischen Hotspots anzutreffen. Auf den Ramblas in Barcelona soll die zweifelhafte Praxis in Europa ihren Ursprung gehabt haben.
Von 2000 Restaurants im historischen Zentrum Roms haben 600 Reinschmeissier. Die meisten kommen aus Albanien, Mazedonien oder Rumänien. Sie werden nicht so gut bezahlt wie Kellner - ausser denen, die wahnsinnig viele Kunden reinschmeissen und auf Kommission arbeiten. Sprechen sie Italienisch, gehen sie als Italiener durch. Zumindest bei den Touristen, und die gilt es schliesslich zu überzeugen. Römer essen selten in Touristenfallen.
Aber es gibt Hoffnung. Roms neue Stadtregierung findet, die buttadentro seien ein Auswuchs der massentouristischen Dekadenz und der damit einhergehenden kulturellen Verhunzung. Sie schaden dem Image der Stadt, sagt Monica Lucarelli, zuständig für Handel und Gewerbe. Man werde sie verbieten - basta! - notfalls per polizeilicher Verfügung.
Zunächst versucht man es auf die sanfte Tour: Die Stadt schafft die Marke Ristorante tipico romanesco. Die Auszeichnung erhält nur, wer eine Mindestanzahl von wirklich römischen Gerichten auf seiner Karte führt, keine vorgekochte Pasta aus der Mikrowelle serviert und, eben, wer keine buttadentri vors Lokal stellt.