Senza fine, endlos, wie ihre lange Karriere, ist der Titel des Dokumentarfilms über Ornella Vanoni, der diese Woche in die italienischen Kinos kommt. Mit 86 Jahren fügt die Sängerin ihrer langen Liste von Erfolgen den Film Senza fine hinzu, der bereits im Herbst letzten Jahres bei den Filmfestspielen von Venedig präsentiert wurde.
In dem Dokumentarfilm zeichnet Regisseurin Elisa Fuksas im Gespräch mit Ornella Vanoni ihr Leben nach, von ihrer Musik über ihre großen Lieben bis hin zu den Personen, mit denen sie eine Ära verbrachte. Während Vanoni in Erinnerungen schwelgt, kommen zudem Kollegen, Freunde und Zeitgenossen ihrer glorreichsten Tage zu Wort. Der Film entstand in historischer Kulisse des Grand Hotels Castrocaro, das Ende der 30er von Mussolini in Forlì-Cesena, im Hinterland von Rimini, errichtet wurde.
Un attimo senza fine
Ornella Vanoni erblickte wenige Jahre zuvor 1934 in Mailand in grossbürgerlichen Verhältnissen das Licht der Welt. Frühe Fotos zeigen das Kind in den Armen ihres Vaters, während der Bombardierungen von Mailand am Ende des 2.Weltkriegs. Nach dessen Ende schien alles möglich - wie in einem Märchen, sagt sie im Interview. Nach einem Internatsaufenthalt in Frankreich und England kehrte Ornella Vanoni nach Italien zurück und besuchte Kurse am Piccolo Teatro, wo sie ihre Berufung zur Kunst entdeckte und verfeinerte. Dort lernte sie ihre erste grosse Liebe Giorgio Strehler, Theatergott und Leiter der Schauspielakademie, kennen. Aber auch die Abgründe einer quälenden Liebe verbunden mit Drogenexzessen.
Doch Vanonis wichtigste Beziehung, zumindest aus musikalischer Sicht, war die zu Gino Paoli, den sie im Aufnahmestudio begegnete und mit dem sie die Leidenschaft für die Musik und das untrügliche Gefühl des gemeinsamen Andersseins teilte. Senza fine, tu sei un attimo senza fine", sang er für sie. Doch erneut wandte sich Ornella Vanoni einem anden Mann zu. 1960 heiratete sie den Römer und Schauspieler Lucio Ardenzi, obwohl ich noch in Gino verliebt war.
Nie in Sanremo gewonnen
Angesteckt vom pulsierenden Leben auf Mailands Piazza Beccaria, wo aus den Carbios der jeuness dorée die erste Popmusik erklang, beschloss sie: Ich will auch Lieder machen. Es war schwer, und das nicht nur, weil ich das Mikrofon mit Kabel nicht gewohnt war. Ich kam vom Theater, ich galt als versnobt und kalt. Ich musste die Kluft zwischen mir und dem Publikum überbrücken, sagt Ornella Vanoni, die von diesem Moment an beschloss, sich der Popmusik zuzuwenden.
Der Schlüssel zu ihren Liedern ist die Empathie, die sie bei ihren Zuhörern erzeugt. Worte, in denen sich das Publikum wiedererkennt wie im Song L'appuntamento mit der Strophe: Ho sbagliato tante volte ormai... Denn jeder hat im Leben Fehler gemacht. Und jeder kennt uno di quei giorni che ti prende la malinconia. Die Grösse ihres Erfolgs lässt sich auch an ihren zahlreichen Auftritten in Sanremo ablesen. Zuletzt sang sie dort vor einem Jahr mit dem halb so alten Francesco Gabbani. Gewonnen hat sie Sanremo nie. Doch finden sie eine wie mich, die mit ihren 86 Jahren immer noch singt und das Publikum begeistert. Das kann nur ein Diva - senza fine.