Ludovico Einaudi stammt aus einer einflussreichen italienischen Familie. Sein Großvater Luigi Einaudi war von 1948 bis 1955 Staatspräsiedent von Italien, sein anderer Großvater war Komponist und Dirgigent. Sein Vater war der der Turiner Verleger Giulio Einaudi, der der 1933 den gleichnamigen Verlag gründtete. Sohn Ludovico verschrieb sich der klassischen Muisk und gilt heute als einer der einflussreichsten Komponisten Italiens. Um Kraft zu tanken, kehrt er regelmässig in die liebliche Landschaft dr Langhe zurück, wo sein Großvater ein Schloß besaß.
Was bedeutet die Landschaft der Langhe für Sie?
Hier fühle ich mich zu Hause. Ich fahre schon seit meiner Kindheit in die Langhe, ich identifiziere mich mit ihren Farben und Düften. Sobald ich kann, gehe ich dorthin zurück. Ich habe ein Zimmer, das ich sehr liebe, vor allem bei Sonnenuntergang, wenn ein goldenes Licht einfällt und das Klavier beleuchtet.
In Turin geht das Gerücht um, dass Sie dort wieder wohnen werden.
Es ist eine Idee. Ein Gedanke, den ich hege. Es wäre eine Stadt, die näher an den Langhe liegt und weniger hektisch ist als Mailand. Mit 19 Jahren bin ich dort hin gegangen und habe viel in Mailand gelebt. Turin hat Seiten, die ich immer noch liebe und die ich in Mailand nicht finde. Ein Beispiel, das trivial erscheinen mag: Wenn Sie einen Laden suchen, einen Handwerker, der etwas reparieren muss, können Sie sogar anhalten und eine Weile mit ihm reden. Sie müssen nicht alles auf die Schnelle erledigen.
Wo würden Sie ihren ersten Spaziergang machen?
Ich bin in Vanchiglia aufgewachsen, mit Blick auf den Po. Meine Stadt ist die des Flusses und des historischen Zentrums. Ich stelle mir einen Spaziergang an den Orten vor, die ich als Junge besucht habe. Ich erinnere mich an den schönen Weg zum Konservatorium: Piazza Vittorio, Piazza Maria Teresa, Piazza Cavour. Ich muss zugeben, dass ich keine überfüllten Orte mag. Ich habe nichts gegen sie, aber ich neige dazu, sie nicht aufzusuchen.
Underwater ist die erste Solo-Piano-Platte seit 20 Jahren.
Der Titel bezieht sich auf die letzten zwei Jahre. Es war wie ein Leben unter Wasser, sehr ruhig. Ich mochte das Gefühl unter Wasser, wo das Atmen und der Herzschlag viel präsenter sind. Was die Natur betrifft, so bemerken wir sie normalerweise bei Sonnenuntergang an einem Samstagabend. Unter der Woche haben wir so viel zu tun, dass wir nicht einmal wissen, ob die Wolken rosa oder grau sind. Die Platte repräsentiert meine poetische Vision der Welt. Ich möchte, dass es wieder von vorne losgeht, mit einem anderen Tempo als zuvor.
Was wäre der richtige Tempo?
Langsamer, indem wir aufhören, dem Konsum hinterherzujagen und ständig neue Wünsche zu wecken. Alles wäre einfacher, wenn wir ein bisschen langsamer machen würden.