Federico Fellini wäre schon letztes Jahr 100 Jahre alt geworden. Man nahm dies zum Anlass für ein sehr ambitioniertes Museumsprojekt wie es zu Ehren eines Filmemachers eher ungewöhnlich ist. Doch eine Figur wie Fellini ist nicht nur für einen Badeort was ganz Besonderes. Der Meisterregisseur kam in Rimini zur Welt und kehrte später immer wieder aus seiner Wahlheimat Rom in seine Geburtsstadt zurück. Internationale Berühmtheit erlangte Fellini im Jahr 1954 mit dem Film «La Strada». Sehr bekannt ist auch sein Werk «La Dolce Vita», das 1960 in die italienischen Kinos kam.
Lässt sich Fellini überhaupt in einem Museum ausstellen? Einen komplexen Regisseur wie ihn, dem es wie keinem anderen gelang, Italien in Bildern zu erzählen und in Symbole zu übersetzen, und der dabei selbst zu einem Symbol wurde?
Wandgemälde nach Fellinis Tod
Fellini wurde 1920 in Marina Centro, dem Stadtteil zwischen Strand und Bahnlinie, geboren. Die Bewohner dort haben sich den großen Regisseur, bevor es überhaupt Pläne für ein Museum gab, ins Viertel geholt, mit Dutzenden von farbenfrohen Wandgemälden: Da ist der geheimnisvolle Motorradfahrer aus „Amarcord“, da ist Giulietta Masina in „La strada“ oder Anita Ekberg und Marcello Mastroianni in „La dolce vita“.
Die ersten Wandgemälde entstanden 1993, kurz nach Fellinis Tod. Seitdem kommen jedes Jahr neue hinzu. Sie werden von den Touristen heute auf Instagram gepostet. So wird zumindest der Fellini-Mythos auch von den Jüngeren in die Welt getragen. Eine charmante Verzerrung der Realität, die Fellini sicher amüsiert hätte.
Die Magie beginnt im Kino Fulgor
Fellini war schon als Kind vom Kino gefangen. Im berühmten Kino Fulgor sah er auf dem Schoss seines Vaters als kleiner Junge seinen ersten Film. „Maciste all’Inferno“ von Guido Brignone aus dem Jahr 1926 – Fellinis „Roma“ erzählt vom Zauber dieses ersten Mals.
Später nutzte er die Dunkelheit des Kinos für Annäherungsversuche an die schöne Gradisca, das schildert eine Szene in „Amarcord“. Fellini besuchte das Kino, sooft er konnte. Er malte Hollywoodstars, die er bei den damaligen Besitzern gegen Eintrittskarten eintauschte.
Damals hatte das Kino nur einen einfachen, schmucklosen Saal. Bis 2011 liefen dort Filme. Dann wurde das Fulgor geschlossen und nach Plänen des Bühnenbildners und dreifachen Oscar-Preisträgers Dante Ferretti umgebaut. Am 20. Januar 2018, dem Geburtstag Fellinis, wurde es dann wiedereröffnet. Für die meisten Bewohner Riminis ist es das eigentliche Museum.
Braucht es überhaupt noch ein Museum
Mit Skepsis wurden daher die Pläne für die neuen Museen beäugt. Gleich an drei Orten will sich Rimini mit der Geschichte seines grossen Regisseurs auseinandersetzen: das Castel Sismondo, einer von Filippo Brunelleschi entworfenen Malatesta-Festung aus dem 15. Jahrhundert, im Palazzo del Fulgor, einem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, in dessen Erdgeschoss sich das legendäre Kino befindet und auf der Piazza Malatesta. Die Skepis hat sich nicht zuletzt wegen der gelungenen musealen Inszenierung von Fellinis Werk gelegt. Alle drei Museumsorte liegen übrigens jenseits der Bahnlinie im Centro Storico, jenseits von Fellinis Strasse, in der er aufwuchs. Die Via Dardanelli, die für die Einheimischen der wahre Erinnerungsort an Fellini bleibt.